Premierenfilm

Der Läufer

CH 2018, 93 min, DCP, Dialekt
Regie: Hannes Baumgartner
Darst.: Max Hubacher, Annina Euling, Luna Wedler, Sylvie Rohrer, Christophe Sermet, Saladin Dellers, Markus Amrein, Caspar Kaeser, Diana Dengler, Lara Marian Patzack u.a.

Es war ein Fall, der die Schweiz erschütterte: Der 27-jährige Mischa Ebner, Gewinner des Frauenfelder Waffenlaufs von 1998, überfällt in der Nacht zum 1. August 2002 in Bümpliz eine Frau, verletzt sie schwer und ersticht noch in der gleichen Nacht in Niederwangen eine weitere Frau. Drei Wochen später wird er gefasst, gesteht nicht nur diese Verbrechen, sondern zahlreiche weitere Überfälle auf Frauen – und bringt sich in der Gefängniszelle um. Basierend auf dieser erschreckenden, wahren Geschichte erzählt der erste lange Spielfilm des Zürchers Hannes Baumgartner (*1983) lakonisch und ganz aus der Täterperspektive von einem verpfuschten Doppelleben – mit einem grossartigen Max Hubacher in der Hauptrolle. Hubacher, der 2011 mit 17 Jahren in «Der Verdingbub» seinen Durchbruch feierte, ist in den letzten Jahren zu einem der gefragtesten jungen Schauspieler im deutschsprachigen Raum geworden. So brillierte er innert Jahresfrist gleich in drei Spielfilmen und stellte seine grosse Wandlungsfähigkeit unter Beweis: als schwuler Fussballer in Marcel Gislers Sozialdrama «Mario», als Punk in Juri Steinharts Gesellschaftssatire «Lasst die Alten sterben» und als Wehrmachtsdeserteur im preisgekrönten – leider in der Schweiz nicht ins Kino gelangten – Kriegsdrama «Der Hauptmann» des deutschen Regisseurs Robert Schwentke. Und nun legt der Berner in seiner vierten Hauptrolle im Kino innerhalb von zwölf Monaten seine wohl reifste Leistung vor: Er verkörpert den unaufhaltsam in mörderischen Wahnsinn abdriftenden Spitzensportler und Musterschweizer mit geradezu beängstigend intensiver Präsenz. Hannes Baumgartner sagt über seinen Film, der soeben seine Welt- respektive Schweizerpremiere an den Festivals in San Sebastián und Zürich feierte: «Die Ambivalenz und die Zerrissenheit des realen Täters haben mich von Anfang an beschäftigt: einerseits seine brutale, zielgerichtete Gewalt, andererseits seine gesellschaftlich vorbildliche Integration (…). Diese Widersprüchlichkeit hat mich herausgefordert, hinter die Fassade dieses Menschen zu blicken. (…) Gewalt ist eine gesellschaftliche Realität, weshalb ich es als zentral erachte, sich differenziert mit ihr auseinanderzusetzen. ‹Der Läufer› ist keine Legitimation von Gewalttaten, sondern versucht zu verstehen, wie sie entstehen.»

 

Die Vorstellung vom 9. Oktober findet in Anwesenheit des Regisseurs Hannes Baumgartner und des Co-Autors Stefan Staub statt. Das Gespräch führt der Psychoanalytiker und Psychotherapeut Andreas Wöhrle. 

 

Reservieren:

Trailer